Top-Thema bei der
Vollversammlung der Kleinen Lauscher am 14.04.2005
Über
dieses Thema wurde an der Kleinen Lauscher Vollversammlung am 14. April
2005 im CIC in Friedberg gesprochen. Wir hatten Herrn R. Kröll, der zur
Schulleitung der Johannes-Vatter-Schule in Friedberg gehört und die
Koordination der Ambulanzlehrer leitet, eingeladen mit uns über dieses
Thema zu sprechen. Da Herr Kröll auch selbst hörgeschädigte Kinder an
Regelschulen betreut, kannte er sich bestens mit unseren Sorgen und
Problemen aus. Die Vollversammlung war dieses Mal sehr gut besucht, was
mit Sicherheit an diesem immer aktuellen Thema lag.
Die anwesenden Mitglieder haben sich, bzw. Ihre Kinder kurz vorgestellt,
damit Herr Kröll sich ein grobes Bild machen konnte, wo evtl. der
Schwerpunkt des Gesprächsbedarfes besteht. Er hat direkt feststellen
können, dass sehr viele Eltern in irgendeiner Form „Ängste“ formuliert
haben, obwohl es momentan bei allen Kindern in der Regelschule gut
läuft.
Herr Kröll betonte einleitend, dass die ambulanten Fördermaßnahmen in
Hessen im bundes-weiten Vergleich hervorragen. Hessen war eines der
ersten Bundesländer in dem behinderte Kinder auch in der Regelschule
betreut werden konnten und nicht mehr zwingend auf die Sonderschule
mussten. Dies ist zwar nicht immer realisierbar, da es auch auf die Art
der Behinderung ankommt (lernbehinderte Kinder, geistig behinderte
Kinder, etc.).
Wenn
das Ziel der Regelschule nicht so erreicht werden kann, wie es „normale“
Kinder schaffen, kann auch der sonder-pädagogische Förderbedarf
beantragt werden. (Dieses Thema wurde in der Vollversammlung am 11.03.03
ausführlich mit Frau Wisnet diskutiert.)
Wenn festgestellt wird, dass die behinderten Kinder nicht
lern-zielgleich mit den „normalen“ Kindern an der Regelschule
unterrichtet werden können, bleibt der Weg auf die Sonderschule. Unsere
hörgeschädigten Kinder gehören zu der Gruppe der sinnesgeschädigten
Kinder, was bedeutet, dass die hörgeschädigten Kinder nicht auch
lernbehindert sind. Sie haben die gleichen Entwicklungschancen wie nicht
behinderte Kinder. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, können mit den
ambulanten Fördermaßnahmen (kein sonderpädagogischer Förderbedarf - es
werden präventive und unterstützende Maßnahmen zur Erreichung des
Regelzieles angeboten) diese Kinder durchaus die gleichen Lernziele
erreichen wie die anderen Kinder auch.
Die
Betreuung durch den Ambulanzlehrer ist sehr variabel. Zu Anfang der
Schulzeit wird er versuchen öfter zu kommen und das Kind zu begleiten
und den Lehrer anzuleiten. Ebenfalls zum Übergang auf weiterführende
Schulen und zum Abschluss der Schulzeit.
Wie überall gibt es auch in Hessen ständig steigende Schülerzahlen,
jedoch wird aus Kostengründen das Personal nicht aufgestockt. In
Friedberg werden im Durchschnitt 170 Kinder je Schuljahr ambulant
betreut, wovon ca. 6 - 7 SchülerInnen / Schuljahr von der Regelschule
auf die Hörgeschädigtenschule wechseln. Nach wie vor haben unsere Kinder
das Recht auf Begleitung durch die ganze Schullaufbahn vor Ort, was aber
nicht heißt, dass es regelmäßig / wöchentlich ist.
Hauptaufgabe des Ambulanzlehrers ist die Beratung der Lehrer und der
Eltern, sowie die Betreuung des hörgeschädigten Kindes um zu sehen, wo
es Probleme gibt. Dies bedeutet aber keinesfalls, dass der
Ambulanzlehrer für „Nachhilfeunterricht“ da ist. Er berät natürlich die
Lehrkörper an den Regelschulen zu evtl. notwendigen baulichen Maßnahmen,
der Sitzordnung, der FM-Anlage, etc.
Auch die anwesenden Eltern würden es sehr begrüßen, wenn die
Regelschullehrer Fortbildungsmaßnahmen, die von Hörgeschädigtenschulen
für diese angeboten werden auch wahrnehmen würden. Diese gibt es in
verschiedenen Formen, jedoch nehmen leider nicht alle Lehrer, die
hörgeschädigte Kinder in ihrer Klasse haben, daran teil.
Herr Kröll betonte zudem, dass die Regelschullehrer, die das 1. Mal ein
hörgeschädigtes Kind in ihrer Klasse haben unsicher und aufgeregt sind.
Wichtig ist, dass die Lehrer vorab darüber informiert werden, gleich
Kontakt aufgenommen wird und dem Lehrer somit seine „Ängste“ genommen
werden können. Auch dafür ist der Ambulanzlehrer da.
Zum Ende hin gab es noch eine offene Fragerunde zu den all-täglichen
kleinen Sorgen. Herr Kröll führte an, dass es wichtig ist auch dem
Lehrer positive Rückmeldungen zu geben und in diesem Zusammenhang haben
die Eltern schon verschiedene Rollen zu „spielen“.
Die FM-Anlage ist nach wie vor Thema und wird leider immer wieder von
den Schülern selbst, als auch von Lehrern abgelehnt. Wichtig ist auch zu
bedenken, dass nicht alle Lehrer-Schüler-Probleme durch die
Hörschädigung entstehen!
Zum Abschluss unterstrich Herr Kröll nochmals wie wichtig ein guter
Kontakt zum Ambulanzlehrer ist. Dieser sollte vertrauensvoll und offen
sein, da der Ambulanzlehrer die Familie doch einige Jahre lang
„begleitet“.
Wie immer blieben viele Fragen offen und wir Eltern haben wieder
feststellen müssen, dass die Schulzeit eine sehr aufregende Zeit ist und
bleibt. Die 90 Minuten mit Herrn Kröll allerdings waren sehr kurzweilig,
jedoch mussten wir zu den weiteren Tagesordnungspunkten übergehen. Da
alle Mitglieder über die näheren Einzelheiten der Vollversammlung
bereits schriftlich informiert wurde, bleibt uns nur noch voller Stolz
zu erwähnen, dass wir es endlich geschafft haben einen Lauscher-Stand
anzuschaffen, damit wir in Zukunft verstärkt auf Veranstaltungen auf die
Kleinen Lauscher aufmerksam machen können. Einige haben mittlerweile
schon mitbekommen wie viel Nerven mich die Anschaffung dieses Standes
gekostet hat, aber nachdem er so gut bei allen angekommen ist, hat es
sich ja dann doch gelohnt!
Unser ganzer Stolz
Der Kleine-Lauscher Stand

Der Vorstand der Kleinen Lauscher:
(v. l.) Michael Velte, Kerstin Bechtum, Christian von Ribbeck, Birgit
Huhn, Anja Kutrowatz, Achim Keßler |
Kleine Lauscher
Hessische Elterninitiative zur lautsprachlichen Förderung
hörgeschädigter Kinder e. V.
www.kleine-lauscher.de
info@kleine-lauscher.de
30.05.2005
LP 1/2005
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