Bis zum Kindergartenalter wuchs unsere Tochter zweisprachig auf. Muttersprache war Spanisch, Vater und drei
ältere Geschwister sprachen mit ihr Deutsch. Mit drei Jahren fragte sie
immer wieder nach: „Was?“ Drei verschiedene Ärzte empfahlen Röhrchen.
Bei der OP stellte der Arzt zähen Erguss in beiden Mittelohren fest. Bis
zu einer Mittelohrentzündung gut ein Jahr später blieben die Röhrchen
drin. Eins kam von selbst raus, das andere wurde entfernt. Zurück
blieben Trommelfellperforationen.
Wir kamen zu der Erkenntnis, dass unsere Tochter offensichtlich bereits
im Säuglingsalter immer wieder Mittelohrentzündungen hatte, die wir
wegen ihrer Schmerzunempfindlichkeit meist nicht mitbekommen hatten.
Wieder ein Jahr später, mit 6 ½ Jahren dann der erste vergeblicher
Versuch einer Trommelfelltransplantation (Tympanoplastik links). Das
Trommelfell rechts war auch noch nicht verheilt. Erst zwei Jahre später
war kein Loch mehr festzustellen.
Die erste und zweite Klasse besuchte unsere Tochter dann eine amerikanische
Schule in den USA. Ein Jahr nach Rückkehr wurde dann im Sommer 2001 in der Uniklinik
Würzburg ein zweiter Versuch einer Tympanoplasik unternommen. Leider
wieder ohne Erfolg. Bei dieser Operation wurden die Gehörknöchelchen
durch ein Titanimplantat ersetzt. Als die Würzburger Ärzte sagten, dass
es schon Fälle gab, wo die 7. Operation erfolgreich war, entschieden
wir, mit unserem Kind nicht weiter von einem zum nächsten
Operationstermin zu leben, sondern mit ihr andere Wege zu gehen.
Wir suchten mit unserer Tochter verschiedene Beratungsstellen auf. Sie hatte ja nicht nur Hörprobleme sondern auch seit dem zweiten
Lebensjahr eine starke Brille und Krankengymnastik.
Nach Besuchen der Pädoaudiologischen Beratungsstelle in Frankenthal
bekam unsere Tochter ein Jahr nach der letzten Operation, ein Hörgerät.
Gleichzeitig lief eine zweiwöchentliche Betreuung in der örtlichen Grundschule
durch eine Mitarbeiterin des Frankenthaler
Pfalzinstitutes an.
Unabhängig von der schulischen Förderung entschieden wir uns bald nach
der Operation in Würzburg, mit unserer Tochter in Belgien eine
„Klangtherapie“ nach Professor Tomatis zu beginnen. Ihr und auch
uns tut es sehr gut, wenn wir vierteljährlich für vier Tage dort sind.
Wir sind überzeugt, dass diese Therapie die schulische
Entwicklung genau so unterstützt, wie die von uns seit Beginn der 4.
Klasse getragene Rechenschwächetherapie, mit der sich ihre
Rechenfähigkeiten bereits erheblich gebessert haben.
Wir freuen uns über die Entwicklung unseres Kindes. Seit Sommer besucht
sie die 5. Klasse in Frankenthal und wohnt unter der Woche im
Internat. Sie fühlt sich wohl dort und wir sind froh, dass sie diese
Schule nun besucht. Zuversichtlich sehen wir in die Zukunft. Gerne waren
wir bereit, unsere Erfahrungen auf diesem Weg mitzuteilen. Der Austausch
mit anderen Familien in ähnlicher Lage hat uns stets geholfen und ist
uns auch in Zukunft wichtig. |
Kleine Lauscher
Hessische Elterninitiative zur lautsprachlichen Förderung
hörgeschädigter Kinder e. V.
www.kleine-lauscher.de
info@kleine-lauscher.de
30.05.2004
KP 1/2004
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